Leukotrieninghemmer: Montelukast bei allergischen Atemwegserkrankungen

Leukotrieninghemmer: Montelukast bei allergischen Atemwegserkrankungen

Dez, 8 2025

Wenn du oder dein Kind unter allergischem Asthma oder saisonaler Schnupfen leidet, hast du vielleicht schon von Montelukast gehört. Es ist kein Spray, kein Inhalator und keine Tablette, die sofort wirkt - aber es kann das tägliche Leben verändern, besonders wenn andere Behandlungen nicht gut ankommen. Montelukast, vermarktet unter Markennamen wie Singulair, ist ein Leukotrieninghemmer. Das klingt kompliziert, aber es bedeutet einfach: Es blockiert eine bestimmte chemische Substanz im Körper, die bei Allergien und Asthma die Atemwege verengt, Schleim produziert und Entzündungen verstärkt.

Wie funktioniert Montelukast genau?

Im Körper entstehen bei einer Allergie sogenannte Leukotriene - besonders LTD4 und LTE4. Diese Stoffe werden aus Fettsäuren gebildet, wenn dein Immunsystem auf Pollen, Hausstaub oder Tierhaare reagiert. Sie locken Entzündungszellen an, verengen die Bronchien und lassen die Nasenschleimhaut anschwellen. Montelukast greift direkt an dieser Stelle ein: Es bindet sich an den CysLT1-Rezeptor, den Hauptempfänger für diese Leukotriene. Dadurch kann der Botenstoff nicht mehr wirken. Es ist wie ein Schlüssel, der nicht mehr ins Schloss passt - der Alarm wird unterbrochen, bevor er losgeht.

Das Besondere: Montelukast ist sehr selektiv. Es stört nicht andere wichtige Rezeptoren im Körper, wie die für Adrenalin oder Acetylcholin. Das macht es im Vergleich zu manchen anderen Medikamenten verträglicher. Studien zeigen, dass bereits 5 mg pro Tag die Bronchien vor einer allergischen Verengung um bis zu 75 % schützen. Es reduziert auch die Anzahl der Entzündungszellen im Blut - die Eosinophilen - und verbessert die morgendliche Atemleistung deutlich.

Wofür wird Montelukast wirklich verschrieben?

Montelukast ist nicht für alle gleich. Die Leitlinien sagen klar: Es ist kein Erstwahl-Medikament. Bei Asthma gilt in Deutschland, Europa und den USA: Inhalierte Kortikosteroide (ICS) sind die erste Wahl. Sie wirken direkt in den Lungen, senken die Entzündung effektiv und sind bewiesen wirksamer - besonders bei mittelschwerem oder schwerem Asthma.

Montelukast kommt ins Spiel, wenn:

  • Das Kind zu klein ist, um einen Inhalator richtig zu benutzen (ab 2 Jahren zugelassen)
  • Die Eltern oder der Patient die Inhalation nicht tolerieren oder vergessen
  • Es gleichzeitig Asthma und allergische Rhinitis gibt - Montelukast wirkt auf beide Atemwege
  • Andere Medikamente Nebenwirkungen verursachen

Bei allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis) ist es noch klarer: Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin wirken schneller und besser. Montelukast ist hier ein zweiter Schritt. Es hilft besonders bei Nasenverstopfung, die durch Leukotriene verursacht wird - eine Nebenwirkung, die Antihistaminika oft nicht richtig bekämpfen. Einige Patienten berichten, dass es ihre Nasenatmung verbessert, wenn Zyrtec oder Claritin nicht ausreichen.

Wie nimmt man Montelukast ein?

Es ist einfach: einmal täglich, am besten abends. Es gibt Tabletten für Erwachsene (10 mg), Kau-tabletten für Kinder (5 mg oder 4 mg) und Granulat, das man in Apfelbrei oder Milch rühren kann - perfekt für Babys und Kleinkinder.

Doch hier ist ein wichtiger Punkt: Es wirkt nicht sofort. Viele erwarten, dass es wie ein Antihistaminikum in 30 Minuten wirkt. Das ist nicht der Fall. Die Wirkung setzt nach 24-48 Stunden ein, vollständig erst nach einer Woche. Wer nach zwei Tagen keine Besserung sieht, hört oft auf - und verpasst den Effekt. Ärzte müssen das erklären. Es ist kein Notfallmedikament. Du brauchst es täglich, auch wenn du dich gut fühlst.

Und: Es hilft nicht bei einem akuten Asthmaanfall. Für das brauchst du einen Kurzzeit-Wirkstoff wie Salbutamol. Montelukast ist eine Vorsorge, kein Rettungsmittel. Wer das verwechselt, läuft Gefahr, einen schweren Anfall nicht rechtzeitig zu behandeln.

Elternteil gibt Kind eine Tablette, während Pollen und Atemwege als schematische Symbole dargestellt sind.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Die meisten Menschen vertragen Montelukast gut. Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder ein trockener Husten - meist leicht und vorübergehend.

Aber es gibt ein schwerwiegendes Thema: psychische Nebenwirkungen. Seit 2020 warnt die FDA mit einem sogenannten Boxed Warning vor Veränderungen der Stimmung: Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, Aggressionen und sogar Gedanken an Selbstverletzung. Diese Fälle sind selten - aber sie passieren. Besonders bei Kindern und Jugendlichen wird deshalb genau hingesehen. Wenn dein Kind nach Beginn von Montelukast ungewöhnlich ruhig, aggressiv, schlecht schläft oder sich zurückzieht, sprich sofort mit deinem Arzt. Die meisten Patienten haben keine Probleme - aber du musst wissen, worauf du achten musst.

Einige Eltern berichten von seltsamen Träumen oder nächtlichem Zähneknirschen. Das ist nicht in den offiziellen Studien dokumentiert, aber in Online-Foren wie Reddit oder WebMD wird es häufig erwähnt. Es ist kein klassischer Nebeneffekt, aber es ist real für manche.

Montelukast vs. andere Medikamente: Was ist besser?

Es gibt zwei andere Leukotrieninghemmer: Zafirlukast (Accolate) und Zileuton (Zyflo). Zafirlukast muss zweimal täglich eingenommen werden - das macht Montelukast deutlich praktischer. Zileuton hemmt die Herstellung der Leukotriene, nicht deren Wirkung - und es belastet die Leber stärker. Deshalb ist Montelukast mit 89 % Marktanteil der klare Marktführer unter diesen Medikamenten.

Im Vergleich zu inhalativen Kortikosteroiden ist Montelukast weniger wirksam - aber auch weniger invasiv. Einige Kinder verweigern den Inhalator komplett. Bei ihnen ist Montelukast oft die einzige Möglichkeit, Asthma unter Kontrolle zu halten. Eine Studie zeigte: Wenn Kinder mit Montelukast statt mit Inhalatoren behandelt wurden, sank die Nutzung von Notfallmedikamenten von täglich auf einmal pro Woche.

Bei allergischer Rhinitis ist der Vergleich klar: Antihistaminika und Nasensprays mit Kortikosteroiden sind besser. Montelukast hilft nur bei einem Teil der Symptome - vor allem bei verstopfter Nase. Es ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung.

Waage vergleicht Inhalator und Montelukast-Tablette mit Symbolen für Gesundheit und Atemwegsfunktion.

Wie teuer ist Montelukast?

Als Generikum kostet es heute zwischen 4 und 10 Euro pro Monat. Das macht es zu einem der günstigsten kontinuierlichen Asthmamedikamente. Im Vergleich zu Biologika, die bis zu 10.000 Euro pro Jahr kosten, ist es eine preiswerte Option - besonders in Ländern mit begrenztem Gesundheitsbudget.

Obwohl die weltweiten Verkaufszahlen seit 2012 zurückgegangen sind (von 5,6 Milliarden Dollar auf 14,7 Millionen Rezepte pro Jahr in den USA), bleibt es eines der meistverschriebenen Medikamente für Kinder mit Asthma. In Deutschland wird es bei etwa 28 % der kleinen Asthmatiker als erste Controller-Therapie eingesetzt - meist, weil Inhalatoren nicht funktionieren.

Was ist die Zukunft von Montelukast?

Biologika wie Omalizumab oder Mepolizumab greifen gezielt einzelne Entzündungszellen an - und sind bei schwerem Asthma deutlich wirksamer. Aber sie sind teuer, müssen per Spritze verabreicht werden und sind nur für ausgewählte Patienten zugelassen.

Montelukast wird diese nicht ersetzen. Aber es wird bleiben. Warum? Weil es einfach, billig und für viele Kinder die einzige praktikable Option ist. Die Europäische Atemwegsgesellschaft und die amerikanische Allergologen-Vereinigung bestätigen: Es bleibt eine wertvolle Alternative, besonders wenn Asthma und allergische Rhinitis zusammenkommen - denn es wirkt in der Nase und in der Lunge gleichzeitig.

Die Forschung entdeckt auch neue Wirkmechanismen: Einige Studien zeigen, dass Montelukast das Enzym Arginase senkt - was die Produktion von Stickstoffmonoxid beeinflusst. Das könnte erklären, warum es bei manchen Patienten besser wirkt als erwartet. Es ist kein Wundermittel - aber es ist ein sorgfältig abgestimmtes Werkzeug in der Allergie-Therapie.

Wann ist Montelukast die richtige Wahl?

Entscheide nicht allein aufgrund von Werbung oder Online-Berichten. Frag dich:

  • Hat mein Kind Schwierigkeiten mit Inhalatoren?
  • Leidet es gleichzeitig unter Asthma und ständigem Schnupfen?
  • Haben andere Medikamente Nebenwirkungen oder funktionieren nicht?
  • Bin ich bereit, es täglich zu geben - auch wenn die Wirkung erst nach einer Woche kommt?

Wenn du mit „Ja“ antwortest, ist Montelukast eine sinnvolle Option. Wenn du eine schnelle Lösung für eine Pollenallergie suchst - dann such dir ein Antihistaminikum. Wenn dein Kind einen schweren Asthmaanfall hat - dann brauchst du den Notfall-Inhalator. Montelukast ist kein Allheilmittel. Aber es ist ein stilles, zuverlässiges Mittel, das viele Familien seit über 25 Jahren nutzen - und die es nicht mehr missen wollen.

Ist Montelukast für Kinder sicher?

Ja, Montelukast ist ab zwei Jahren zugelassen und wird weltweit bei Kindern mit Asthma oder allergischer Rhinitis eingesetzt. Die meisten Kinder vertragen es gut. Wichtig ist die Beobachtung auf Verhaltensänderungen wie Schlafstörungen, Aggressivität oder depressive Verstimmungen. Diese Nebenwirkungen sind selten, aber ernst - und sollten sofort mit dem Arzt besprochen werden.

Wann wirkt Montelukast zum ersten Mal?

Die Wirkung setzt meist nach 24 bis 48 Stunden ein, aber die volle Wirkung erreicht man erst nach etwa einer Woche regelmäßiger Einnahme. Es ist kein Notfallmedikament und sollte nicht als Ersatz für einen Inhalator bei akuten Anfällen verwendet werden.

Kann man Montelukast mit Antihistaminika kombinieren?

Ja, das ist häufig und oft sinnvoll. Viele Patienten mit allergischer Rhinitis nehmen Montelukast zusammen mit Cetirizin oder Loratadin - besonders wenn Nasenverstopfung stark ist. Die Wirkmechanismen ergänzen sich: Antihistaminika lindern Juckreiz und Niesen, Montelukast reduziert die Schleimhautschwellung.

Warum wird Montelukast nicht als erste Therapie bei Asthma empfohlen?

Inhalierte Kortikosteroide wirken direkter und stärker in den Lungen. Sie senken die Entzündung deutlich besser und reduzieren das Risiko schwerer Anfälle. Montelukast ist weniger wirksam - aber besser verträglich und einfacher einzunehmen. Deshalb wird es als Alternative eingesetzt, wenn Inhalatoren nicht funktionieren oder nicht akzeptiert werden.

Hat Montelukast mit Schlafstörungen zu tun?

Einige Patienten berichten von ungewöhnlichen Träumen, nächtlichem Aufwachen oder Angstträumen. Die FDA hat dies als mögliche Nebenwirkung anerkannt, auch wenn die genaue Häufigkeit unklar ist. Wenn solche Symptome auftreten, sollte man nicht einfach absetzen - sondern mit dem Arzt besprechen, ob eine Dosisanpassung oder ein Wechsel sinnvoll ist.

Ist Montelukast auch bei Heuschnupfen sinnvoll?

Ja, es ist zugelassen und wirkt bei saisonaler und ganzjähriger allergischer Rhinitis. Allerdings ist es weniger wirksam als Antihistaminika oder Nasensprays mit Kortikosteroiden. Es kann aber helfen, wenn Nasenverstopfung besonders stark ist oder andere Medikamente nicht ausreichen. Es ist eine zweite Wahl - aber keine unwirksame.