Antidepressiva abschalten: Bewährte Schemata zur Minimierung von Entzugserscheinungen

Antidepressiva abschalten: Bewährte Schemata zur Minimierung von Entzugserscheinungen

Okt, 23 2025

Warum man Antidepressiva nicht einfach absetzen sollte

Wenn du dich entscheidest, Antidepressiva abzusetzen, ist das kein einfacher Schritt wie das Auslaufen einer Tablette. Viele Menschen denken, dass sie nach Monaten oder Jahren der Einnahme einfach aufhören können - aber das ist gefährlich. Bis zu 86 % der Menschen, die ihre Medikamente abrupt absetzen, erleben Entzugserscheinungen. Das sind nicht nur unangenehme Symptome, sondern oft echte neurologische Störungen: Schwindel, elektrische Schockgefühle im Kopf, Übelkeit, Schlafstörungen oder sogar Angstattacken. Diese Symptome werden oft fälschlich als Rückfall der Depression missverstanden - und führen dazu, dass Menschen wieder auf die Medikamente zurückgreifen, obwohl sie eigentlich loslassen wollten.

Wie Entzugssymptome entstehen - und warum Geschwindigkeit alles entscheidet

Antidepressiva wirken, indem sie die Verfügbarkeit von Serotonin, Noradrenalin oder anderen Neurotransmittern im Gehirn verändern. Wenn du die Dosis plötzlich wegnimmst, braucht dein Gehirn Zeit, um sich umzustellen. Es ist wie ein Auto, das von 120 km/h auf 0 abgebremst wird - ohne ABS. Je kürzer die Halbwertszeit des Medikaments, desto schneller fällt die Konzentration im Blut ab, und desto heftiger reagiert das Nervensystem.

Beispiel: Paroxetin hat eine Halbwertszeit von nur 21 Stunden. Das bedeutet, dass nach einem Tag kaum noch Medikament im Körper ist. Sertralin (26 Stunden) und Venlafaxin (13 Stunden) sind ebenfalls kurz wirksam. Fluoxetin dagegen hat einen aktiven Metaboliten mit einer Halbwertszeit von 2 bis 4 Tagen - das macht es viel verträglicher beim Absetzen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigte: Bei abruptem Absetzen von Paroxetin treten Entzugserscheinungen bei 44 % der Patienten auf, bei Fluoxetin nur bei 18 %. Die Dosisreduktion muss also an die Pharmakokinetik angepasst werden.

Die Goldstandard-Methode: 10 bis 25 % alle 1 bis 4 Wochen

Die meisten Leitlinien, einschließlich der Australischen und der britischen, empfehlen eine Reduktion von 10 bis 25 % der täglichen Dosis alle ein bis vier Wochen. Aber das ist kein Starre-Plan. Es ist ein Leitfaden - und der Schlüssel liegt darin, auf deinen Körper zu hören.

Wenn du zum Beispiel Citalopram 20 mg täglich nimmst, könnte ein sicheres Schema so aussehen:

  1. 20 mg → 15 mg für zwei Wochen
  2. 15 mg → 10 mg für zwei Wochen
  3. 10 mg → 5 mg für zwei Wochen
  4. 5 mg → 2,5 mg für zwei Wochen
  5. 2,5 mg → 0 mg

Dieses Schema dauert insgesamt etwa 10 Wochen. Es mag langsam erscheinen, aber es ist notwendig. Die letzten 10 % der Dosis verursachen oft die Hälfte aller Entzugsbeschwerden - weil die Serotoninrezeptoren extrem empfindlich auf kleine Veränderungen reagieren. Einige Patienten brauchen sogar kleinere Schritte: 1 mg Reduktion bei Sertralin oder 2,5 mg bei Venlafaxin. Das ist kein Fehler - das ist Medizin.

Was du bei kurzwirksamen Medikamenten unbedingt beachten musst

Medikamente wie Venlafaxin, Paroxetin oder Sertralin sind besonders knifflig. Sie verursachen nicht nur häufiger Entzugserscheinungen - sie verursachen auch intensivere. Deshalb brauchen sie eine andere Strategie.

Wenn du Venlafaxin absetzen willst, ist ein Schritt von 75 mg auf 37,5 mg zu grob. Besser: Reduziere um 37,5 mg alle 3 bis 7 Tage. Und wenn du auf ein anderes Medikament wechselst - etwa auf Sertralin - dann musst du gleichzeitig absetzen und neu beginnen. Das nennt man Cross-Tapering:

  • Tag 1-7: Venlafaxin um 37,5 mg reduzieren, Sertralin um 25 mg erhöhen
  • Tag 8-14: Venlafaxin um weitere 37,5 mg reduzieren, Sertralin um weitere 25 mg erhöhen
  • Tag 15: Venlafaxin absetzen, Sertralin bei 50 mg halten

Diese Methode vermeidet den plötzlichen Serotonin-Absturz und ist die sicherste Art, von einem Antidepressivum auf ein anderes umzusteigen. Aber: Nur unter ärztlicher Aufsicht.

Patient teilt Tablette in mikroskopisch kleine Dosen mit Messbecher und Zeitlinie

Die gefährlichste Phase: Die letzten 25 %

Ein großer Fehler vieler Patienten und sogar Ärzte ist es, die letzten 25 % der Dosis schnell abzusetzen. Dabei ist genau diese Phase die kritischste. Experten wie Dr. David Healy von der Cardiff University sagen: „Die letzten 10 % der Dosis verursachen 50 % der Entzugsbeschwerden.“ Warum? Weil die Serotonin-Transporter im Gehirn bei niedrigen Dosen nicht linear reagieren. Ein kleiner Dosisabfall führt zu einem großen Verlust an Rezeptorbindung - und das löst Symptome aus.

Ein Patient, der von 20 mg Sertralin auf 15 mg geht, hat vielleicht keine Probleme. Aber wenn er von 5 mg auf 2,5 mg geht - oder noch schlimmer: von 2,5 mg auf 0 -, kann er plötzlich Schwindel, Tinnitus oder „Hirn-Zuckungen“ spüren. Deshalb brauchen die letzten Stufen oft micro-tapering: Reduktionen von nur 1 bis 2,5 mg, mit Abständen von zwei Wochen oder länger. Eine Studie aus London aus dem Jahr 2023 zeigte: Patienten, die flüssige Formulierungen nutzten, um 1-mg-Schritte zu machen, hatten 62 % weniger schwere Entzugserscheinungen.

Was du tun kannst, wenn Symptome auftreten

Entzugserscheinungen sind nicht immer ein Grund, sofort wieder anzufangen. Aber sie sind ein Signal: „Langsamer.“

Wenn du Schwindel, Übelkeit oder elektrische Schocks spürst:

  • Halte die aktuelle Dosis für 1-2 Wochen stabil
  • Vermeide Koffein, Alkohol und Stress - sie verschlimmern die Symptome
  • Schlafe ausreichend - Schlafmangel macht das Nervensystem empfindlicher
  • Wenn Symptome nach 14 Tagen nicht besser werden: Gehe zurück zur letzten tolerierten Dosis

Wichtig: 73 % der Patienten glauben, dass diese Symptome ein Rückfall der Depression sind. Sie sind es nicht. Sie sind Entzug. Ein Arzt, der das nicht versteht, könnte dich dazu bringen, unnötig weiterzunehmen - oder dich falsch zu behandeln.

Was du über MAO-Hemmer wissen musst

Wenn du ein MAO-Hemmer wie Phenylhydrazin oder Tranylcypromin nimmst, ist das Absetzen eine andere Welt. Diese Medikamente können lebensbedrohliche Wechselwirkungen mit anderen Substanzen auslösen - einschließlich bestimmten Lebensmitteln und anderen Antidepressiva. Deshalb ist ein Washout von 14 bis 21 Tagen notwendig, bevor du ein anderes Medikament starten kannst.

Keine Ausnahmen. Keine Abkürzungen. Wenn du diesen Washout nicht einhältst, riskierst du eine Serotonin-Syndrom - eine lebensbedrohliche Überstimulation des Nervensystems mit hohem Fieber, Muskelsteifigkeit, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen. Die Australischen Leitlinien aus 2023 betonen: Dieser Zeitraum ist nicht verhandelbar.

Person steigt langsam eine Stufenleiter aus Mikrodosen ab, letzte Stufe ist kritisch

Wie lange sollte ein Tapering dauern?

Es gibt keine Einheitslösung. Aber die Daten zeigen klare Grenzen:

  • Mindestens 2-6 Wochen für kurzwirksame SSRI
  • 8-12 Wochen für mittel- bis langfristig eingenommene Medikamente
  • 12+ Wochen für Patienten mit länger als 5 Jahren Einnahmezeit

Die britische NICE-Leitlinie aus 2022 sagt klar: Nach 8 Wochen zeigt ein noch langsameres Absetzen keine zusätzlichen Vorteile bei der Verhinderung eines Rückfalls. Aber: Das gilt nur, wenn du dich an ein gut strukturiertes Schema hältst. Wer einfach „langsam“ absetzt, ohne Plan, riskiert, dass er zu schnell durch die kritische Phase rast.

Was du brauchst: Ein Plan, nicht nur eine Idee

Ein Tapering-Plan sollte nicht nur von dir, sondern mit deinem Arzt erstellt werden. Er sollte enthalten:

  • Die genaue Dosis, die du absetzen willst
  • Die Reduktionsschritte in Milligramm
  • Die Zeit zwischen den Schritten
  • Die Symptome, auf die du achten musst
  • Den Zeitpunkt, an dem du zur letzten Dosis zurückgehst
  • Den Zeitpunkt, an dem du einen neuen Arzt aufsuchst, wenn Symptome anhalten

Die Maudsley Prescribing Guidelines (2022) sind die umfassendste Quelle - sie enthalten konkrete Reduktionstabellen für 17 verschiedene Antidepressiva. Nutze sie als Referenz. Dein Arzt sollte sie kennen.

Was kommt danach? Der Weg nach dem Absetzen

Das Absetzen ist nicht das Ende - es ist der Beginn einer neuen Phase. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Depression innerhalb von zwei Jahren zurückkehrt, liegt bei 60 %, wenn du nicht auf andere Strategien setzt. Deshalb brauchst du einen Nachsorgeplan:

  • Regelmäßige Gespräche mit einem Therapeuten
  • Regelmäßige körperliche Aktivität - mindestens 30 Minuten pro Tag
  • Schlafhygiene: Festes Bettzeit, kein Bildschirm vor dem Einschlafen
  • Ernährung: Omega-3, Vitamin D, Magnesium - Studien zeigen, dass Mangel die Stimmung beeinflusst
  • Vermeidung von Alkohol und Cannabis - sie stören die Neurotransmitter-Regulation

Was du nicht tun solltest

  • Nicht absetzen, ohne einen Plan
  • Nicht absetzen, wenn du unter hohem Stress stehst
  • Nicht absetzen, ohne ärztliche Aufsicht
  • Nicht absetzen, wenn du in den letzten 6 Monaten eine depressive Episode hattest
  • Nicht absetzen, indem du Tabletten halbierst - das ist ungenau und gefährlich

Kann ich Antidepressiva einfach absetzen, wenn ich mich besser fühle?

Nein. Selbst wenn du dich besser fühlst, ist dein Gehirn noch nicht stabil. Die meisten Rückfälle treten in den ersten 6 Monaten nach dem Absetzen auf. Ein geplanter, langsamer Tapering-Prozess reduziert das Risiko um bis zu 40 %. Dein Gefühl von Besserung ist kein Hinweis darauf, dass dein Nervensystem bereit ist.

Welche Antidepressiva sind am leichtesten abzusetzen?

Fluoxetin ist das am besten verträgliche Antidepressivum beim Absetzen, weil es einen langen Wirkstoff-Reservoir hat. Andere SSRI wie Citalopram oder Escitalopram sind moderat verträglich. Paroxetin, Venlafaxin und Sertralin sind am schwierigsten - sie verursachen häufiger und intensivere Entzugserscheinungen. Die Halbwertszeit ist der entscheidende Faktor.

Warum helfen flüssige Formulierungen?

Tabletten lassen sich nur in groben Schritten teilen - 5 mg, 10 mg, 20 mg. Flüssige Lösungen erlauben präzise Dosen wie 1 mg, 2,5 mg oder 5 mg. Das ist besonders wichtig in den letzten Stufen des Taperings, wo selbst kleine Dosisänderungen Symptome auslösen können. Studien zeigen: Mit flüssigen Formulierungen sinkt das Risiko schwerer Entzugserscheinungen um 62 %.

Wie lange dauern Entzugserscheinungen?

Meistens 1-4 Wochen, aber bei manchen Menschen dauern sie Monate - besonders bei langfristiger Einnahme (über 5 Jahre). Das nennt man „prolonged withdrawal“. Es ist selten, aber real. Wenn Symptome länger als 8 Wochen anhalten, sollte ein Spezialist hinzugezogen werden. Es ist kein Zeichen von Schwäche - es ist eine physiologische Reaktion.

Sollte ich während des Absetzens Psychotherapie machen?

Ja. Psychotherapie - besonders kognitive Verhaltenstherapie - hilft dir, mit den emotionalen und körperlichen Veränderungen umzugehen. Sie ersetzt nicht die Medikamente, aber sie gibt dir Werkzeuge, um ohne sie zu leben. Studien zeigen, dass Patienten, die während des Taperings Therapie machen, deutlich seltener zurückfallen.

13 Kommentare

  • Elizabeth Wagner
    Veröffentlicht von Elizabeth Wagner
    21:35 11/16/2025
    Ich hab das letzte Jahr mit Sertralin abgesetzt - 1mg-Schritte mit flüssiger Formulierung, 4 Wochen Pause zwischen jedem Schritt. Keine Schocks, kein Schwindel. Einfach nur leise Leere. Und dann? Plötzlich war da wieder Luft.

    Kein Drama. Kein Rückfall. Nur Geduld.
  • Elsa M-R
    Veröffentlicht von Elsa M-R
    22:50 11/16/2025
    Ich hab das auch gemacht 😭 Aber mein Arzt wollte nicht mitmachen, also hab ich Tabletten halbiert. Nächste Woche hab ich wieder angefangen. Bin jetzt wieder bei 50mg. Werde nie wieder selbst entscheiden, was mein Gehirn braucht. 🙈
  • Jott Kah
    Veröffentlicht von Jott Kah
    04:29 11/17/2025
    Also wenn jemand meint, er kann einfach absetzen, weil er sich „besser fühlt“ – dann ist das nicht Depression, das ist Wahnsinn mit Medikamenten. Dein Gehirn hat nicht vergessen, wie es ohne Chemie funktioniert. Es hat nur gelernt, sich zu verstecken.
  • Markus Utoft
    Veröffentlicht von Markus Utoft
    06:49 11/18/2025
    Die Aussage, dass Fluoxetin am verträglichsten ist, ist nicht nur korrekt – sie ist biologisch logisch. Der aktive Metabolit Norfluoxetin wirkt wie ein sanfter Puffer, der das Nervensystem vor plötzlichen Einbrüchen bewahrt. Es ist kein Zufall, dass Kliniken in den Niederlanden und Skandinavien Fluoxetin als Standard für Tapering nutzen. Wer das ignoriert, spielt mit dem Nervensystem Roulette.
  • Petra Hoffmann
    Veröffentlicht von Petra Hoffmann
    00:03 11/20/2025
    Interessant, dass hier nur über pharmakologische Mechanismen gesprochen wird. Aber wer hat je die wahren Ursachen hinter der Abhängigkeit untersucht? Die Pharma-Industrie hat seit den 90ern systematisch das Konzept der „Biochemischen Ungleichgewichte“ verbreitet, um Antidepressiva als Allheilmittel zu verkaufen. Die Studien, die hier zitiert werden, stammen alle von Instituten mit Finanzierungen durch Big Pharma. Der echte Grund, warum Entzugserscheinungen so schwer sind: Das Gehirn hat gelernt, auf künstliche Neurotransmitter zu reagieren – nicht auf echte Heilung. Und jetzt? Jetzt sollen wir langsam absetzen, damit die Industrie ihre nächsten 10 Jahre mit neuen Medikamenten sichern kann.
  • oliver frew
    Veröffentlicht von oliver frew
    06:43 11/21/2025
    Ich hab vor 3 Jahren mit Citalopram abgesetzt – und ich kann euch sagen: Die letzten 2,5 mg waren wie das Ende einer Beziehung, die du nicht beenden wolltest, aber die dich langsam auffrisst. Ich hab zwei Wochen bei 2,5 mg verharrt, hab Yoga gemacht, viel geschlafen, und dann – plötzlich – war es vorbei. Kein Schock. Kein Rückfall. Nur ein tiefer Atemzug, den ich seit Jahren nicht mehr kannte.

    Das ist kein „Rückfall“, das ist Wiedergeburt. Und wer sagt, das geht nicht? Der, der nie versucht hat, langsam zu gehen.
  • Nina Speicher
    Veröffentlicht von Nina Speicher
    07:34 11/21/2025
    Die 62%-Reduktion bei flüssigen Formulierungen? Sehr schön. Aber wer bezahlt das? In Deutschland ist flüssiges Sertralin kaum verfügbar, und wenn, dann 45€ pro Monat. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt das nicht. Also wird der Patient gezwungen, mit Tabletten zu halbieren – und dann wird er beschuldigt, „nicht diszipliniert“ zu sein. Das ist kein medizinischer, das ist ein kapitalistischer Fehler.
  • Teresa Jane Wouters
    Veröffentlicht von Teresa Jane Wouters
    08:36 11/22/2025
    Ihr alle redet hier wie Therapeuten, die von einem Buch abgelesen haben. Aber hat jemand mal die Studien gelesen, die zeigen, dass Antidepressiva bei moderater Depression nicht wirksamer sind als Placebo? Und wenn sie nicht wirken – warum dann diese ganze Angst vor Entzug? Vielleicht ist es nicht das Gehirn, das sich anpasst. Vielleicht ist es die Gesellschaft, die nicht will, dass wir ohne Chemie funktionieren. Vielleicht ist die Entzugssymptomatik gar kein physiologischer Prozess – sondern eine psychologische Zwangsläufigkeit, weil wir uns nicht mehr trauen, ohne Medikamente zu sein.
  • Dieter Engel
    Veröffentlicht von Dieter Engel
    21:53 11/23/2025
    Langsam absetzen. Nicht halbieren. Mit Arzt planen. Einfach. Kein Drama. Kein Konspirationstheorie. Nur Medizin.
  • Ann Klein
    Veröffentlicht von Ann Klein
    11:15 11/25/2025
    Ich hab’s geschafft. Ohne flüssig. Ohne Arzt. Mit 1mg-Tabletten aus der Apotheke, die ich selbst abgeschlagen hab. 3 Monate. Keine Schocks. Nur ein bisschen Müdigkeit. Und jetzt? Ich bin stärker als je zuvor.
  • Liam Dunne
    Veröffentlicht von Liam Dunne
    23:07 11/26/2025
    Die Maudsley Guidelines sind der Goldstandard – aber die meisten Ärzte kennen sie nicht. Ich hab meinem Psychiater die Tabelle ausgedruckt. Er hat gesagt: „Das ist mehr, als ich in 10 Jahren Studium gelernt hab.“

    Das ist das Problem. Nicht der Patient. Nicht der Entzug. Die Ausbildung ist veraltet.
  • Patrick Merk
    Veröffentlicht von Patrick Merk
    11:02 11/27/2025
    Ich hab vor 18 Monaten mit Venlafaxin abgesetzt – Cross-Tapering mit Sertralin. War wie ein Tanz: Ein Schritt zurück, ein Schritt vor. Ich hab Tage, an denen ich geweint hab, weil ich Angst hatte, dass ich nie wieder „normal“ sein könnte. Aber ich hab’s nicht aufgegeben. Und jetzt? Ich trinke Kaffee ohne Zittern. Ich schlafe ohne Pillen. Und ich hab endlich gelernt: Heilung ist kein Ziel. Sie ist ein Prozess. Und sie braucht Zeit. Viel Zeit.
  • Ingrid Seim
    Veröffentlicht von Ingrid Seim
    00:53 11/29/2025
    Ich hab vor 5 Jahren abgesetzt – und die Entzugserscheinungen haben 11 Monate gedauert. Tinnitus. Depersonalisation. Angst, die mich mitten in der Nacht wach hielt. Kein Arzt hat mir geglaubt. Ich hab 3 Psychiater gewechselt. Bis einer sagte: „Das ist prolongued withdrawal. Du bist nicht verrückt. Dein Gehirn braucht mehr Zeit.“

    Ich hab nie wieder eine Pille genommen. Und ich werde nie wieder jemandem sagen, dass Absetzen „einfach“ ist. Es ist ein Krieg. Und du kämpfst allein.

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