Gebetsmühlen
Tibet
Gebetsmühlen
Kailash 2004

Mt. Kailash Stupa Maitrea Buddha Nomadenzelt Potala Monastary Lhasa Women Ganden


Moni-u-Marcel Reisebericht von M & M
Mount Kailash u. Lake Manasarovar

von Monika Dicht (Mönä)
und Marcel Kunert (Mäse)
http://www.expedition-modimaku.ch/

Lhasa, 14.05.2004





Tashi Delek!

Angefangen hat alles mit einem Inserat in der Pumpernickelbaeckerei in Kathmandu .
Auf diese Weise haben wir Roger kennengelernt, ein ehemaliger
Roger (rechts)
Roger [rechts]
Berner, der seit 8 Jahren in Kathmandu lebt und Touren in Tibet organisiert. 48 Stunden spaeter war die Tour gebucht und wir mussten uns nicht mehr um Tibet Travel Permit, Chinavisum etc. kuemmern.

In Tibet ist fast alles moeglich, sofern man eine organisierte Tour bucht, alle noetigen Permits (es sind unzaehlige!) hat und einiges Fluessiges liegen laesst! Individuelles Reisen wird von der chinesischen Regierung praktisch verunmoeglicht. Es bleibt nur noch die Variante mit Autostop und sich bei allen Checkpoints durch zu schmuggeln oder das Mountain Bike!

Unseren Duennpfiff bekamen wir gluecklicherweise kurz vor der Abreise in den Griff. Die Antibiotika nuetzten nichts, wir hatten Amoeben!

Der schwerfaellige Grenzuebergang dauerte Stunden und es regnete in Stroemen. Die Chinesen messen seit dem Aufkommen der Krankheit SARS bei jedem die Koerpertemperatur an der Stirne! Und dann endlich, es war so weit, wir betraten tibetischen Boden. Schon in der Grenzstadt fiel uns dieser seltsame Mischmasch auf, zwischen den lieblichen, tibetischen Haeusern und den ueberdimensional grossen, kalten, chinesischen Gebaeuden. Da uns noch ein Stempel fehlte und die chinesischen Behoerden angeblich eine Sitzung hatten, waren wir gezwungen eine Nacht in Zhangmu an der Grenze zu verbringen.

Zwischen 1950 und 1970 uebernahmen die Chinesen die Regierung in Tibet . Der religioese und politische "Leader" Tibets , der 14. Dalai Lama, lebt seit seiner Flucht aus Tibet in Indien im Exil. Sein Sitz ist in Dharamsala, von wo aus er sein Bestes versucht und sich fuer ein FREIES TIBET einsetzt. Mit ihm flohen 100'000 Tibeter nach Indien , Nepal und Bhutan . Ca. 1.2 Mio Tibeter mussten sterben und die meisten kulturellen Gueter wurden zerstoert. Es ist ein dunkles Kapitel und es werden immer noch viele Menschenrechte verletzt. Wir haben unglaubliche Dinge gesehen und vernommen!

In Nyalam auf knapp 4000 Metern verbrachten wir die naechsten 3 Tage mit Anklimatisation und leichtem Trekking. Dann endlich ging es weiter hoch auf das hoechstgelegene Plateau der Welt. Tibet wird nicht umsonst "Dach der Welt" genannt! Das Hochplateau liegt zwischen 4000 und 5000 Metern. Die suedliche Begrenzung besteht aus der 2500 km langen Himalayakette und dem Karakorumgebirge. Da die Wolken vom Sueden her nicht ueber die 8-tausender kommen, sind die Landschaften wuestenaehnlich, und es gibt sogar wandernde Sandduenen!

Unsere Gruppe bestand aus 12 Personen (10 Schweizer!), 3 Jeeps und einem Truck. Wir machten uns auf den Weg ins abgelegene Westtibet mit dem Ziel MOUNT KAILASH, was soviel bedeuted wie: Erleuchteter Juwel.

Die "Strassen" bestehen aus Schotter, holprigen Sandpisten, Bachbeete und Pannen sind alltaeglich. Manchmal bleibt der Truck im Sand stecken, oder er kommt am Morgen nicht in Schwung. Eigentlich ist das ja auch nicht verwunderlich bei -15 Grad Celsius ohne Frostschutz! Platte Reifen, verstaubte Filter... nichts brachte unsere tibetischen Driver aus der Ruhe. Wir haben sie nie fluchen gehoert, obwohl sie manchmal schon am Morgen an den Benzinschlaeuchen saugen mussten, weil die Benzinpumpe nicht funktionierte!

Nur mit den Fahrkuensten der guten Tibeter konnten wir uns nicht anfreunden. Sie fahren im 3. Gang an und schalten immer erst nach den Kurven in einen oder auch zwei tiefere Gaenge. Die Untersetzung brauchen sie erst, wenn es nicht mehr weitergeht. So sind wir an einem steilen Hang steckengeblieben, der guide musste rausspringen und Steine hinter die Raeder legen (die Handbremse funktionierte natuerlich auch nicht) und mit viel Gas und Kupplung schleifen ging es weiter!

Manchmal bekamen wir fast Schreikraempfe. Sie fahren 70'000 Dollar schwere Jeeps, stauben ihn taeglich innen und aussen ab, aber fahren sie wie Traktoren. Einen Driver nannten wir Shaking Stevens, er fuhr in jedes Loch , das er finden konnte und musste am meisten Reifen wechseln. Speedy Gonzales fuhr in seinen knappen Minuten wie ein kleiner Schumi auf den Sandpisten und liebte das Kurvendriften. Wir verbrachten taeglich etwas 7 Stunden im Jeep. Die Landschaft ist sooo atemberaubend, dass die Stunden nur so vorbeifliegen und es eigentlich nie langweilig geworden ist. Endlose Weiten, der weisse Himalaya im background, einsame Nomadenzelte, Yak-, Schaf-, Ziegenherden, Sandduenen, wenige klare Fluesse... das war die 3-taegige Fahrt durch Westtibet bis ins Dorf Darchen.

Die Kailashkora
In Darchen (4560 Meter) startet einer, der wichtigsten Pilgerwege fuer Buddhisten und Hinduisten. Der Weg fuehrt um den heiligsten Berg Asiens. Er ist 52 km lang und geht ueber den 5630 Meter hohen Dolma La Pass. Interessanterweise gehoert dieser Berg laut Geologen zu den aeltesten Erhebungen dieser Erde. Der Himalaya sei 10 mio Jahre alt, der Mount Kailash hingegen schon 40 Mio Jahre. Er hat die Form einer Pyramide und dementsprechend 4 Fronten in alle Himmelsrichtungen. Fuer Buddhisten sind Pilgerreisen sehr wichtig und tausende kommen im Jahr zu diesem abgelegenen, heiligen Ort.

Wir nahmen uns 4 Tage Zeit fuer eine Umrundung (Kora) des Mt. Kailash . Die Tibeter machen 1 Kora (52 km!) pro Tag und halten 13 fuer angebracht. Manche machen auch Niederwerfungskoras (das heisst flach auf den Bauch liegen, Arme ausstrecken, aufstehen und eine Koerperlaenge weiter vorne wieder abliegen). Fuer so eine Kora haben die Schnellsten etwa 11 Tage. Sie nehmen Babys und Kinder mit. Buddhisten glauben an die Wiedergeburt und eine Kora spiegelt den Kreislauf von Leben, Tod, Wiedergeburt, Leben.... Deshalb werden auf dem ganzen Weg immer wieder symbolische Rituale gemacht.

Die 1. Haelfte der Kailash-Kora symbolisiert das Vergeben der Suenden und das Sterben. Es werden Kleider, Schuhe, Haare etc. geopfert. Auf dem hoechsten Punkt, dem Dolma-La Pass (5630 Mt.) findet die Wiedergeburt statt. Die 2. Haelfte symbolisiert das Leben. Seltsamerweise war unsere Gruppe auf der 1. Haelfte recht angeschlagen ( Fieber, Durchfall, Knieschmerzen, kein Appetit etc.) waehrend es auf der 2. Haelfte viel ringer ging. Zufall oder kein Zufall? Die Antwort ueberlassen wir Euch. Auf jeden Fall ist es ein ganz besonderer Ort und mit Worten eigentlich gar nicht zu beschreiben. Die tibetischen Pilger ueberholten uns leichtfuessig, manche singen laut nach dem Pass , drehen Gebetsmuehlen und alle verstroemen ein Gluecksgefuehl. Die 3 Naechte auf der Kora haben wir in kleinen Kloster verbracht. Waehrend der Gebetsstunde, in der die Moenche heilige Mantras rezidieren, trommeln etc., kochten wir im selben Raum unsere luxurioesen Tomatenspaghetti. Anschliessend bestaunten sie ausgiebig und neugierig unseren Benzinkocher und kauten genuesslich Schmelzkaeslein. Wir haben Schweizertigerkaeslein gefunden in Kathmandu ...ein Hauch von Kaese, welch ein Luxus! Einem kleinen Moench mussten wir tatsaeachlich beibringen, wie man ein Gummibaerchen lutscht, so was hat er noch nie gesehen!

Nach der Kora waschen sich viele in den nahegelegenen, heissen Quellen. Das war auch fuer uns nach 11 Tagen ohne Dusche ein willkommenes Reinigungsritual!

Lake Manasarovar
Waehrend der Mount Kailash das maennliche Prinzip verkoerpert, steht der Lake Manasarovar fuers weibliche Prinzip. Es ist ein heiliger See, der schon in ganz alten hinduistischen Schriften (Veden), aufgezeichnet wurde. Die Tibeter machen hier eine Seekora. Wir genossen einen wunderschoenen Erholungstag am Ufer dieses herrlichen Sees mit Blick auf den Kailash.

Uebrigens hatten die Chinesen ein Projekt, eine Strasse um den Kailash zu bauen. Das wuerde diesen mystischen und heiligen Ort vollkommen entweihen. Gluecklicherweise wird das Projekt, auch dank internationalen Protesten, vorlaeufig nicht verwirklicht.

Die Begegnung mit Tibetern war trotz unmoeglicher verbaler Kommunikation immer wieder ein schoenes Erlebnis. Obwohl sie Gefangene im eigenen Land sind und in einem sehr rauhen Klima von einfacher Landwirtschaft leben, verstroemen sie eine natuerliche Herzlichkeit. Ihre Hauptnahrung besteht aus Tsampa. Das ist gemahlene und anschliessend geroestete Gerste. Daraus machen sie Porridge oder mit weniger Fluessigkeit einen Teig. Diesen nehmen sie in die Hosentasche und fertig ist das Mittagessen oder der Powerknollen fuer lange Fussmaersche. Ihr Hauptgetraenk ist Buttertee. Wasser, Salz und oft ranzige Butter werden vermischt. Wir haben es nach wenigen Schluecken sein lassen!

Tibeter sind der Meinung, dass Schmutz vor Sonneneinstrahlung und Witterung schuetzt, deshalb waschen sie die Kinder nur selten. Maese machte eine Turnstunde (Rad und Handstand) mit 4 Jungs auf einem sandigen Parkplatz. Sie waelzten sich hemmungslos im Dreck und hatten voll den Plausch!

Es fiel uns nicht leicht, diese reine, kraftvolle und noch unverdorbene Landschaft zu verlassen. Wir fuehlten uns noch nie dem Himmel so nah wie in diesen weiten Landschaften Westtibets. Wir hatten manchmal das Gefuehl den Himmel, die Wolken und die Sterne beruehren zu koennen!

bis bald M & M

 


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