Im Krankenhaus
hörten seine engen Freunde sein Murmeln, daß er in den neun Tagen und
Nächten,
die er geschlagen
und gefoltert wurde, keinen einzigen Tropfen Wasser und Nahrung
bekommen
hätte. Von den
Behörden wurde keine Todesursache genannt. Als er begraben wurde, sahen
einige
Mönche, daß sein
Körper rot und blau gefärbt war.
Ein anderer Mönch
von Kloster Chamdo, Jamyang Thinley, starb fünf Tage nach seiner
plötzlichen
Entlassung aus
dem Gefängnis am 13. Sept. 1996. Er war 25 Jahre alt. Er war im Mai 1996
verhaftet
worden, nachdem
die Chinesen politische Blätter in seinem Zimmer entdeckt hatten. Vier
Monate
lang erlitt er
schwere Folterung und Schläge in dem Gefängnis von Chamdo, und als er
entlassen
wurde, war er
bereits in kritischer Lage. Ein anderer Mönch, der Jamyangs Körper vor der
Kremation
gesehen hatte,
sagte: “Sein ganzer Rücken und Nacken hatten Blasen von der
Elektroschockierung.
Er trug so
schreckliche Zeichen von den Schlägen, daß er ganz schwarzblau war. An
manchen
Stellen seines
Bauches waren Flecken von geronnenem Blut zu sehen.”
Phurbu Tsering
(auch Phurtse genannt) nahm am 5. März 1989 an einem gewaltlosen Protest
in
Lhasa teil. Er
wurde am selben Tag von einem PSB Polizisten festgenommen, der ihn in
der
Polizeistation
neben dem Jokhang mißhandelte. Phurbu Tsering erholte sich nie mehr von
einem
heftigen Schlag
mit einer Eisenstange auf den Kopf. Er wurde in das Volkshospital von
Lhasa
eingewiesen und
seine Verwandten wurden informiert, daß er operiert werden müsse. 18 Tage
lang
blieb er im Koma.
Als er dann nach Hause kam, war eine Seite seines Körpers teilweise gelähmt
und
er bekam Krämpfe.
Mit 36 Jahren starb er am 7. Febr. 1996.
Kalsang Thutop
war einer von vier führenden Mitgliedern einer geheimen Demokratie Gruppe in
dem
Drepung Kloster,
das eine Broschüre über Demokratie (Die Kostbare Demokratische
Verfassung
Tibets, 1988)
gedruckt hatte, sowie eine Übersetzung der Universellen Deklaration
der
Menschenrechte.
Die Broschüren wurden später von der Polizei entdeckt. Er war einer von
10
Mönchen, die am
30. Nov. 1989 zu 15 Jahren im Drapchi Gefängnis verurteilt wurden. “Am
Morgen
des 4. Juli 1996
wurde er zur Vernehmung gebracht. Als er einige Stunden später
zurückkehrte,
konnte er kein
Wort mehr herausbringen. Offenbar hatte er durch die grausamen Schläge
schwere
Verletzungen
erlitten. Er wurde sofort in das Gefängnishospital gebracht und verschied am
nächsten
Morgen”,
erzählte Jampel Tsering, ein ehemaliger politischer Gefangener.
Rinzin, ein
61-jähriger Mann aus Mugrum Trehte, Distrikt Labrang, Nyari, war drei Jahre
lang
eingesperrt,
aber wurde nie vor Gericht gestellt. “Er hatte offen ein Photo des Dalai Lama
auf seinen
Altar gestellt,
lange nachdem die Chinesen ein Verbot dieser Bilder verhängt hatten”, heißt es
in
unserer Quelle.
“Als er von drei Chinesen, welche das Bild sahen, zur Rede gestellt
wurde,
antwortete er:
‘Wenn wir die Person schon nicht mit eigenen Augen sehen können, was ist
dann
Schlimmes an
einer Photographie?‘” Seine Aufrichtigkeit führte zu seinem Tode. Einen Monat
lang
wurde er im
Stadtgefängnis festgehalten, durfte keine Besucher empfangen und als er in das
Ngari
Gefängnis
verlegt wurde, soll er bereits sehr schwach und unterernährt ausgeschaut haben.
In der
Haft litt er an
Tuberkulose. “Niemand weiß, was er im Gefängnis alles durchmachte, einen
Monat
lang war er im
Gefängnishospital, wonach er entlassen wurde, weil sein Zustand sehr ernst
geworden
war. Nach seiner
Entlassung lebte er nur einen Monat zuhause. Er war so krank, daß er
kaum
sprechen konnte
und war völlig bettlägerig. Am 11. Febr. 1997 verschied er.”
Innere
Verletzungen und Mangel an medizinischer Behandlung
Die Verursachung
von inneren Verletzungen ist eine raffinierte Methode, um die sichtbaren
Zeichen
der Folter zu
verschleiern. Nierenschaden ist eine häufige Todesursache. Das läßt schließen,
daß die
Peiniger bewußt
auf diesen Teil des Körpers zielen, um die inneren Verletzungen zu
verschlimmern
und den äußeren
Schaden gering zu halten. Wenn die Verletzungen dann so schwer sind, daß
sie
zum Tode führen
könnten, wie in dem Fall der Nonne Rinzin Choeden, dann wird der
Betreffende
gewöhnlich
entlassen. Eine Woche nach Rinzins Verhaftung am 8. März 1989 anläßlich
einer
Demonstration
wurde sie in kritischer Verfassung in ihr Kloster zurückgeschickt. Ihre Nieren
waren
durch die
Folterung beschädigt. Sie starb 1990 im Alter von 25 Jahren. Ein anderer
ehemaliger
politischer
Gefangener, Lobsang Shakya, ein Mönch, der festgehalten wurde, weil er den von
den
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